Links­händer?
oder
Rechts­händer?
Mit dei­ner na­tür­lichen Seite lebst du dein volles Po­tential!
Links­händer?
oder
Rechts­händer?
Mit dei­ner na­tür­lichen Seite lebst du dein volles Po­tential!

Umschulung der Händig­keit - oder Entfremdung von der natürlichen Anlage

Umgeschulte Links­händerInnen gibt es heute genauso wie in den voran­gegangenen Generationen, viele sind sie aber so weit an die rechts­dominierte Umgebung angepasst, so­dass sie kaum mehr als Links­händer­Innen erkannt werden. Probleme, die in Folge einer Um­schulung auf­treten können, wie z.B. Konzentrations­störungen, Schreib­unlust, Legasthenie, Verhaltens­auf­fällig­keiten bis hin zu ADHS, Er­schöpfungs­depressionen (Burnout Syndrom), Minder­wertig­keits­gefühle und vieles mehr, werden nur selten in diesem Zusammen­hang wahr­genommen.


Auch die Gründe für eine Umschulung auf die rechte Hand sind unterschiedlich, oft im Nachhinein nicht nachvollziehbar und zumeist eine Mischung aus den drei folgenden Faktoren:

• Einfluss von Bezugspersonen

Bis vor ca. 25 Jahren war es in Österreich üblich, allen linkshändigen Kinder das Schreiben mit der rechten Hand zu lehren. Viele Betroffene wissen zu berichten mit welchen Horrormethoden diese Umschulung der Schreibhand teilweise durchgeführt wurde. Eltern und LehrerInnen haben dabei, je nach eigenem pädagogischem Talent, unter anderem folgende Maßnahmen gesetzt: Einbinden der Hand, Festbinden der Hand an den Stuhl oder Körper, Eingipsen, Schläge auf die linke Hand, wenn damit geschrieben wurde, Schimpfen, Bestrafen und Liebesentzug. In den Zeiten des Nationalsozialismus wurden LinkshänderInnen sogar als minderwertige Menschen degradiert.

Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Heute wird kaum mehr ein linkshändiges Kind in der Schule bewusst und direkt dazu aufgefordert, mit der rechten Hand zu schreiben. Aber die Ablehnung und generelle Ausmerzung des linken Handgebrauches beim Schreiben, aber auch beim Essen, Grüßen, etc., ist bei vielen Menschen im Unterbewusstsein tief gespeichert und wird noch immer von Generation zu Generation weitergereicht. Nach wie vor empfinden manche Erwachsene das linkshändige Halten von Stiften, Besteck und Werkzeug unreflektiert als sonderbar oder abnormal.

Gedeck unpassend für linkshändiges Kind
Selbst­ver­ständ­lich wird der Tisch für Rechts­hän­der ge­deckt und vom links­hän­digen Kind der Mut ver­langt, sich Be­steck und Glas so zu rich­ten, wie es ihm an­ge­nehm ist.

Gut ge­meint wird auch heu­te noch klei­nen Kin­dern der Löf­fel in die rech­te Hand ge­drückt, mit dem Hin­weis „So geht es besser…"

linkshändiges Kind beim Schreiben

Beim Hal­ten des Stif­tes kommt es im­mer noch zu Ver­su­chen, den Kin­dern die Vor­zü­ge des A­gie­rens mit der rech­ten Hand schmack­haft zu machen. Oft steckt da­hinter der gut ge­meinte Wunsch dem Kind Schwie­rig­keiten zu er­sparen.

linkshändiges Kind beim Handgeben

Wer­den klei­ne Kin­der stän­dig da­zu an­ge­hal­ten beim Grü­ßen die „rich­tige oder gar schö­ne" Hand zu ge­ben, zie­hen sie oft da­raus den Schluss, dass eben eine Hand wich­tiger und rich­tiger ist.

Zumeist werden jene sanften Umerziehungsversuche schon in den beiden ersten Lebensjahren durchgeführt, sodass dem Kind von Beginn an der Zugang zu seiner natürlich bevorzugten Seite abgeschnitten wird. In späteren Jahren fehlt den Betroffenen das Gefühl für ihre angeborene Präferenz. Der Zusammenhang zwischen der Verdrängung der natürlichen Anlage und Schwierigkeiten in der Schullaufbahn und im Berufsleben ist für diese Menschen oft nur schwer zu finden. Nach den Ursachen für Erschöpfungs­symptome, verschiedene Krankheitsbilder oder Identitätsprobleme wird oft vergeblich gesucht.

• Sanfte Umschulung durch Anpassung an die Gesellschaft

Darüber hinaus gibt es allerdings auch viele Kinder, die sich ganz freiwillig und ohne Beeinflussung auf den Gebrauch der rechten Hand umstellen, als Anpassungsmaßnahme an die rechtshändige Gesellschaft. Kinder zeigen oft ein starkes Nachahmungs- und Modellverhalten. Sie wollen keine Ausnahme sein, nicht negativ auffallen, sondern sich natürlich und unauffällig eingliedern und hoffen so auf Zuwendung, Akzeptanz und Anerkennung. Kinder, die sehr gut beobachten, sind besonders gefährdet.

linkshändiges Kind eingezwängt Sie wollen es richtig machen und ahmen nach, was andere tun. So lernen kleine LinkshänderInnen sehr schnell ihren natürlichen Impuls zu unterdrücken. In der Folge verbergen sie ihre Linkshändigkeit und damit auch einen Teil ihrer Persönlichkeit. Bereits im 3. Lebensjahr greifen sie dann immer häufiger mit der rechten Hand zu. Bis zum Schuleintritt sind viele dieser „Pseudo­rechts­händerInnen" vom Laien kaum mehr von natürlichen RechtshänderInnen zu unterscheiden. Allein die überraschenden Schwierigkeiten beim Schreiben lernen, Schulunlust oder Stressreaktionen in den ersten Schuljahren geben dann noch Hinweis auf die Umschulung der Händigkeit.

• Ergonomie verleidet so manchem das Links­händersein

Linkshändig­keit ist keine Behinderung - aber linkshändige Menschen werden durch die selbst­verständliche Ausrichtung von Gebrauchs­gegen­ständen für den rechtshändigen Einsatz behindert !!!

Unsere Umgebung ist überwiegend so gestaltet, dass RechtshänderInnen darin gut zu recht kommen. Das betrifft linkshändige Kinder von klein auf.

Alltägliche Gebrauchs­gegen­stände sind so gestaltet, dass sie besser für den rechtshändigen Gebrauch geeignet sind:
nett gestalteten Häferl nur für Rechtshänder

Zum Beispiel diese nett gestalteten Häferl, sehen mit der rechten Hand gehalten ansprechend aus.

nett gestalteten Häferl nicht für Linkshänder

Hält man sie mit links, so sieht man folgendes:


Die meisten Kindergärten besitzen zwar eine Links­händer­schere, diese ist aber häufig nicht frei ver­füg­bar, sondern wird in einer Schub­lade ver­wahrt.

meist zu wenig Linkshänderscheren

Selbst­ver­ständ­lich an­ge­boten werden Rechts­händer­sche­ren. Mit dem Links­händer­spitzer ver­hält es sich ebenso.

Babyspielzeug forciert schon den rechten Handgebrauch

So man­ches Baby­spiel­zeug forciert schon den rechten Hand­ge­brauch.



Beim Fahr­rad mit Rück­tritt wird die einzige Hand­bremse selbst­ver­ständ­lich rechts montiert.

Das Resultat daraus ist:
  • Linkshändige Kinder, die mit diesen Gegebenheiten schlecht zu recht kommen wirken ungeschickt und werden als „linkisch" eingestuft.
  • Andere wiederum wählen den Weg der Anpassung, sie lernen viele Tätigkeiten um auf die rechte Hand. Somit haben sie keine Probleme mit den Gebrauchs­gegen­ständen und können sich in die dominierende Gruppe der RechtshänderInnen einordnen.

Folgeerscheinungen:

Gleichgültig ob frei­willige oder be­ein­flusste Ver­drehung der natür­lichen Anlage: die Gehirn­funk­ti­onen werden in jedem Fall ge­troffen, und es kommt sehr häufig zu negativen Folge­er­scheinungen, die das ganze Leben be­ein­flussen können und die Bildungs­chancen er­wiesener­maßen ver­schlechtern.

Wie massiv die Auswirkungen sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wobei vor allem die Vernetzung der beiden Gehirnhälften einen großen Einfluss hat. Viele Menschen finden einen Weg damit zu leben, durch den erhöhten Energieaufwand bleibt ihr Leben meist anstrengender als das anderer Menschen. Kinder, die zusätzlich ein oftmals nur minimales Defizit in einem Wahrnehmungsbereich aufweisen (z. B. visuelle oder akustische Wahrnehmung) leiden besonders stark unter der Irritation durch die Umschulung.

Viele Betroffene leben mit dem Gefühl, nicht das umsetzen zu können, was eigentlich in ihnen steckt. Häufig besteht eine diffuse Ahnung, sich selbst nicht zu kennen und richtig einschätzen zu können.

zum Seitenanfang